Aktuelle Situation: Traumatisierte Flüchtlinge

Mit den hunderttausenden Flüchtlingen, die aktuell in Deutschland Schutz suchen vor Krieg, Diktatur und religiösem Fanatismus, rückt das Problem Trauma zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Dass der dabei zugrunde gelegte Traumabegriff zu eng ist, weil er nur Einzelereignisse erfasst und nicht auch traumatisierende Beziehungen; dass damit das Thema Trauma als ein Problem im Außen gesehen wird, statt als eines im Inneren – das sei zunächst dahingestellt. Immerhin kommt aktuell das Thema Trauma massiv auf unsere Gesellschaft und damit auf uns Pädagoginnen und Pädagogen zu!

Und wenn wir die politisch aufgezwungene Auseinandersetzung mit fremden Traumen schließlich auch dafür zu nutzen würden, unsere eigenen systembedingten Traumatisierungen anzuschauen, dann wäre das natürlich nur zu begrüßen. Vor dem Hintergrund der Traumatheorie muss man auch sagen, dass das eine ohne das andere gar nicht gehen wird.

Besonders im pädagogischen Bereich, d.h. in den Kindertagesstätten, in den Kindergärten, den Schulen, den Heimen, in der Pflege, in den unterstützenden Sondereinrichtungen von der Hausaufgabenbetreuung bis zur offenen Sozialhilfe, usw. wird der Umgang mit traumatisierten Menschen ganz besondere Herausforderungen an uns stellen. Ihnen kann nur angemessen begegnet werden, wenn eine realistische Vorstellung davon besteht, was Traumatisierungen bei diesen auf unsere Unterstützung angewiesenen Menschen angerichtet haben – und wo wir, die wir mit diesen Menschen zusammenarbeiten wollen, selber traumatisiert worden sind. Nur eine solche Doppelperspektive wird in einen im guten Sinne professionellen pädagogischen Umgang mit den neuen gesellschaftlichen Tatsachen münden.

Wenn nur die fremden und nicht auch die eigenen Traumen gesehen werden, bleiben die eigenen Ängste, Irritationen und Wutgefühle angesichts der scheinbaren Überforderung unverständlich. Sie müssen sich dann tragischerweise Ausdruck über den Umweg der Projektion, der Vorbehalte oder gar der Gewalt verschaffen. Das Trauma-Spaltungsmodell und insbesondere das daraus abgeleitete Spaltungs-Kommunikationsmodell nach Prof. Ruppert bieten hier erstmals die Möglichkeit, die aktuelle pädagogische Situation in ihren Grundlagen ganz neu zu verstehen. Auf der operativen Ebene kann damit viel mehr Ruhe in den Umgang mit den uns anvertrauten jungen Menschen einkehren, und somit sicherlich auch viel mehr Ruhe in die Kollegien und den pädagogischen Betrieb allgemein.

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